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05.10.2014

4. Oktober 2014


Jeden Tag sind wir bei jedem Wetter mindestens eine Dreiviertelstunde im Freien, entweder am Spielplatz, oder wir gehen spazieren. Sobald wir autofreie Zonen erreichen, preschen die Kinder - bei Regen auch in ihren Gummistiefeln - los.

„Claudia schau, was ich gerade Tolles gefunden habe!“ Mit diesen Worten hält mir Marius am Dienstag begeistert einen skelettierten Rehbockschädel inklusive Geweih entgegen. Neben dem Feldweg, auf dem wir gerade marschieren, hat sich der Straßengraben zu einer tiefen, fast kraterförmigen Senke ausgeweitet, auf deren Grund dicht verzweigte Büsche wachsen. Dort unten hat Marius, auf allen Vieren durch das Dickicht kriechend, beim Spielen seinen Schatz gefunden.

Sofort machen sich auch alle anderen Kinder zur Schatzsuche auf. Innerhalb der nächsten Stunde werden Bernhard und mir immer neue Funde stolz präsentiert: Rückenwirbel, Schulterblätter, Hüftknochen, diverse Rippen, Beinknochen und ein halbes Unterkiefer kommen zusammen. Zurück in der Schule können wir damit einen ganzen Kübel füllen. Das Projekt „Aus welchen Knochen besteht ein Rehskelett“ wird geplant.

Zum zweiten Mal präsentiere ich einer Klasse meinen Bücherwurm. Es ist wirklich faszinierend, wie auch in dieser Klasse dadurch eine wahre Lesebegeisterung - auch bei sehr leseschwachen Kindern - entfacht wird. Das Besondere an diesem Bücherwurm ist, dass es bei ihm nicht um Seitenanzahl und Lesegeschwindigkeit geht, sondern jedes Kind seine persönliche Lesezeit (Lesehausübungen und privates Lesen) sammelt und damit in Form von Lesezeitscheiben seinen Bücherwurm füttert. So hat jeder beim Lesen sein Erfolgserlebnis und die Würmer beginnen zu wachsen. An alle PädagogInnen: Schaut euch die Anleitung zum Bücherwurm einmal an. Vielleicht ist das auch etwas für eure Klassen. Auf jeden Fall hat bei uns jetzt jedes Kind sein persönlich aus unserer Klassenbibliothek ausgewähltes Lesebuch in der Schultasche und immer wieder hören Marianne und ich die Frage: „Dürfen wir bitte lesen?“ Schön, oder?

Unser Minifeld vor der Schule ist fertig und Bernhard beginnt mit den Kindern unsere erste Getreideart anzubauen. Es ist Winterroggen. Wir messen das Beet ab und ich versuche mit den SchülerInnen der dritten und vierten Schulstufe einen maßstabgetreuen Plan zu zeichnen. Wir wollen dokumentieren, wo und wann wir welche Getreideart angebaut haben. Ein sehr schwieriges Unterfangen! Ich bemerke, dass viele Kinder noch nicht richtig mit Metermaß und Lineal umgehen können und ihnen auch die Längenmaße nicht (mehr?) vertraut sind. Hier werden wir noch viel üben müssen.

Die Kinder der 1.Schulstufe machen tolle Fortschritte. Alle können bereits die Großbuchstaben AMLUFS lesen und zusammenlauten. Ich schreibe erste kleine Leseübungstexte für sie und stelle ihnen mit Hilfe einer netten Geschichte die Montessoriwortartensymbole für Nomen (Schwarze Dame), Artikel (Herr Begleiter) und Verben (Zappelphilipp) vor. Mittlerweile können die Kinder aus Texten, die nur in Großbuchstaben geschrieben sind, alle Nomen erkennen. Mit Hilfe ihrer Wortartenschablone markieren sie diese und nennen die entsprechenden Begleiter dazu. Zwei Schüler haben auch schon die Buchstaben IN WOBE gelernt und können sie lesen. Alle Kinder schreiben und kennen die Ziffern von 0 bis 6 und rechnen schon Plusrechnungen in diesem Zahlenraum. Außerdem habe ich begonnen, verschiedene Montessorimaterialen zu präsentieren. Eine erste Arbeitsphase mit freier Arbeitsmittelwahl hat toll funktioniert.

Auch bei den größeren Kindern sind Fortschritte in Konzentration und Ausdauer festzustellen. Es ist sicherlich ein mühsamerer Weg als bei den Kleinen, sich auf unseren neuen Unterrichtsstil einzustellen, der auch eine hohes Maß an Selbstorganisation und Selbständigkeit erfordert. Eine Arbeitsgruppe der dritten Klasse schafft es zum ersten Mal in Teamarbeit Textbeispiele zu bearbeiten und findet heraus, dass es auch Aufgaben gibt, die man nicht lösen kann.

Im Theater waren wir auch zweimal. Jedes Jahr bin ich vom tollen Angebot des Theaterfestivals Szene Bunte Wähne begeistert. Heuer schauen wir uns „Emil und die Detektive“ und die „Die Wetterküche“ an. Den Kinder gefallen beide Stücke. Am Donnerstag stehen wir bei unserem zweiten Theaterbesuch (eigentlich wollen wir uns „Johannes und Margarethe“ anschauen) aufgrund eines organisatorischen Missverständnisses leider vor verschlossen Theater-Türen. Die Enttäuschung der Kinder und auch der begleitenden Erwachsenen ist groß. Als Trost gehen wir zum Bucher Eis essen. Dort erreicht mich ein Anruf von Frau Dufek von Szene Bunte Wähne. Sie bietet uns als Entschädigung an, extra für unsere Minischule am Freitag das Performancestück „Die Wetterküche“, das wegen Besuchermangels eigentlich abgesagt worden ist, gratis aufzuführen. Gerne nehmen wir dieses Angebot an. Szene Bunte Wähne bietet nicht nur ausgezeichnetes Kinder- und Jugendtheater, sondern auch ein tolles Service. Danke und wir kommen nächstes Jahr ganz sicher gerne wieder!!