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22.01.2014

20. Jänner 2014: 2. Infoabend


Auch dieser Informationsabend ist sehr gut besucht. Obwohl ich die Veranstaltung diesmal nicht mit Plakaten und Handzetteln beworben habe, sind über 30 Personen anwesend.

Eine Familie, die mich schon vor dem Infoabend kontaktiert hat, kommt um eine halbe Stunde zu früh. Nachdem wir gemeinsam die Sitzordnung im Saal geändert und unsere Aufbauten erledigt haben, habe ich noch kurz für ein Gespräch mit Herrn und Frau X Zeit. Auf die Frage, wie es ihr den gehe, bricht Frau X sofort in Tränen aus. Beide Elternteile sind so verzweifelt und flehen mich an, ihrer Tochter einen Platz in meiner Schule zu sichern, weil sie nicht mehr können und ich ihre letzte Hoffnung sei. Mir gelingt es, Frau X zu beruhigen und ich verspreche ihr, ihr zu helfen. Dann übergebe ich sie in die Obhut einer eben ankommenden Mutter eines meiner Schulkinder, die Ähnliches durchmachen musste.

Es ist leider nicht das erste Mal, dass ich solche Szenen mit total verzweifelten Eltern erleben muss. Und mir zerreißt es dabei fast jedes Mal das Herz. Wie kann es sein, dass unser Schulsystem mit einer solch verstörenden, um nicht zu sagen zerstörenden Kraft in unseren Familien wirkt. Es sind für mich immer wieder die gleichen Gründe bzw. Mechanismen zu erkennen: Ein Kind ist in irgendeiner Form ein bisschen anders, langsamer, verspielter, unruhiger, förderungsbedürftiger, unkonzentrierter, ... und schon passt es nicht ins System. 

Übrigens, in meiner jetzigen Klassen sitzen einige solcher „pädagogischer Härtefälle“ und alle fühlen sich jetzt wohl, arbeiten und lernen entspannter und erfolgreicher und den betroffenen Familien geht es auch viel besser.

Ich frage mich selbst oft, was denn wohl meinen Unterricht von dem anderer unterscheiden mag. Vielleicht ist es ein Zusammenspiel vieler verschiedener Faktoren: Ehrliche Anteilnahme, Achtsamkeit und Wertschätzung im Umgang mit Kindern und Eltern, noch immer volle Begeisterung für und Freude mit meiner Arbeit, Empathie, meine Ausbildung in SI-Pädagogik, Selbstreflexion, Neugier – was können wir noch alles gemeinsam schaffen, was ist möglich - , Kreativität – probieren wir es halt anders - und vielleicht auch Gelassenheit und wirklich gute Nerven - mich bringt in der Klasse nichts so schnell aus der Ruhe. Außerdem war ich auch immer bereit, selbst viel zu investieren. Für die Anschaffung nötiger Lehr- und Unterrichtsmittel, die mir der Schulerhalter nie finanziert hätte, habe ich zeitweise ein Viertel meines Gehalts ausgegeben. Das kommt mir jetzt zugute, denn ich muss mir für meine Privatschule nicht alles neu anschaffen, ich habe schon eine ganz umfangreiche Montessoriausstattung, ein Skelett, ein tolles Mikroskop, ein Bällchenbad, tolle Bücher, …

Jetzt bin ich wieder etwas abgeschweift, ich fürchte, das wird noch öfter passieren.

Auf jeden Fall sieht es nach diesem zweiten Infoabend so aus, dass wir für unsere Schule möglicherweise mehr Interessenten haben werden, als Plätze zur Verfügung stehen.

Ich bin schon gespannt, welche der auf unserer Liste stehenden Eltern dann wirklich zum ersten Elternabend kommen werden. Es bleibt weiter spannend und ich kann wieder einmal nicht gut einschlafen, diesmal, weil die vorher erlebten Szenen noch immer so in mir nachwirken.

Auf jeden Fall sieht es nach diesem zweiten Infoabend so aus, dass wir für unsere Schule möglicherweise mehr Interessenten haben werden, als Plätze zur Verfügung stehen.