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Da Nina während Bernhards viertägiger Abwesenheit das Familienauto braucht, haben wir vereinbart, dass ihn Felix und ich am Abreisetag um 07:00 Uhr in Altenburg abholen und nach Mold mitnehmen. Am 2. Juni treffe ich die allerletzten Vorbereitungen und komme wieder einmal viel zu spät ins Bett. Beim Einschlafen rechne ich noch schnell nach und denke mir seufzend: „Von halb zwei bis sechs – naja, viereinhalb Stunden Schlaf sind nicht gerade viel, um mit 21 Kindern nach Salzburg aufzubrechen, aber besser als nichts.“
Und schon bin ich ins Reich der Träume entschwunden, aus dem mich ein schriller Handyton wieder entreißt. Aufstehen! Erst nach ein paar Sekunden realisiere ich, dass es nicht die gewohnte Melodie meines Handyweckers ist, sondern dass ich gerade angerufen werde. Es ist Bernhard, der fragt, wo ich denn bleibe und ob ich eh nicht auf ihn vergessen habe. Es ist 07:08 Uhr. Oh Gott!!! So schnell es mir meine morgensteifen Beine erlauben, springe ich aus dem Bett, rüttle Felix wach, bitte Bernhard, Marianne oder Helga anzurufen und unsere Verspätung in der Schule anzukündigen.
Dann stürme ich ins Badezimmer. Dabei rufe ich Felix etwas hysterisch jammernd zu: „Ich weiß überhaupt nicht, wie das passieren konnte!! Wir haben doch gestern in der Nacht noch gemeinsam den Wecker gestellt. Das gibt es doch nicht, dass wir beide nichts gehört haben!!“ Jammern oder langes Grübeln hilft uns jetzt auch nicht weiter. Es ist so, wie es ist und nicht mehr zu ändern. Wir werden statt um 07:15 Uhr frühestens um 07:45 Uhr in Mold ankommen. 15 Minuten nach unserer geplanten Abfahrt! Mir ist das soooo peinlich, noch dazu, wo ich beim letzten Elternabend noch einmal alle eindringlich um Pünktlichkeit bei der Abreise gebeten habe!
Gott sei Dank liegt schon alles bereit. Zähneputzen – muss immer sein –, Katzenwäsche, Linsen in die Augen, Gepäck ins Auto – hoffentlich habe ich in der Hektik nichts liegen gelassen – und schon rasen wir auf Altenburg zu – wahrscheinlich schneller, als die Polizei erlaubt. Stop in Altenburg, Bernhard springt grinsend ins Auto und weiter geht es. Wir müssen wegen einer baustellenbedingten Straßensperre die Umleitung über Rosenburg nehmen, das kostet uns wieder einige Minuten.
Täglich ärgere ich mich über diese Baustelle und heute ganz besonders. Was braucht eine 6 500 Einwohnerstadt wie Horn von der B 4 eine vierte Ein- bzw. Ausfahrt? Noch dazu, wo die nächste Abfahrt gerade einmal 1,1 km entfernt ist. Und das um mindestens 6,6 Millionen Euro. Alles wegen der Verkehrssicherheit? Eine einfache Ampel, die mit der Ampel in 1,1 km Entfernung synchronisiert ist, hätte doch auch gereicht! Was für eine Verschwendung unserer Steuergelder! Ich habe wirklich noch niemanden getroffen, der dieses öffentliche Bauprojekt versteht und für notwendig hält. Und momentan wird viel darüber gesprochen, da es alle irgendwie aufregt oder betrifft und die Baustelle einfach nicht zu übersehen ist.
Um 07:48 Uhr kommen wir in Mold an. Lachen, Gejohle und Applaus der wartenden Eltern empfängt uns. Die Kinder sitzen schon seit einigen Minuten im Reisebus der Firma Pichelbauer. Ich steige aus, geniere mich noch ein bisschen, begrüße alle, verstaue unser Gepäck, allgemeine Verabschiedung. Dann zähle ich zum ersten Mal auf dieser Reise die Kinder und nun beginnen sie wirklich unsere Projekttage 2016.
Zu Mittag kommen wir in Salzburg bei unserer Jugendherberge, dem Eduard-Heinrich-Haus an.
Nach einem guten Mittagessen beziehen wir sechs 6-Bett- Zimmer. Die Zimmereinteilung war eine logistische Herausforderung. Es galt nicht nur persönliche Freundschaften zu berücksichtigen, sondern auch die uns schon bekannten unterschiedlichen Schlafbedürfnisse der Kinder, die Geschlechtertrennung und die Eltern-Kind-Bedürfnisse unserer begleitenden Erwachsenen. Als alle Betten bezogen und Kästen eingeräumt sind, geht es auf zu unserem ersten Programmpunkt.
Im Haus der Natur besuchen Bernhards und meine Klasse parallel die Führungen „Der Weltraum“ und „Der menschliche Körper“. Was für ein tolles und kindgerechtes Museum!!! Sie müssen es einfach selbst besuchen! Nach der Führung dürfen die Großen noch selbständig das Museum weiter erkunden. Die Kleinen werden von Marianne, Helga und mir begleitet und wollen sich unbedingt die Reptilienausstellung ansehen. Danach fallen wir in den Museumsshop ein. Jedes Kind hat von zu Hause ungefähr 25 € Taschengeld mitbekommen und zusätzlich noch 12 € vom gemeinsamen Klassenkonto (siehe Geldprojekt) erhalten. Das wurde von den Kindern gemeinsam noch in Mold beschlossen. Mit diesem Betrag geht sich schon allerhand aus: Nützliches, Schönes, Kitschiges, Tolles, Überteuertes, Grauenhaftes, Unnötiges, pädagogisch Wertvolles, …Wichtig ist vor allem: Man darf selbst entscheiden, ob man sich Nützliches, Schönes, Kitschiges, Tolles, Überteuertes, Grauenhaftes, Unnötiges, oder pädagogisch Wertvolles kauft. Manche Kinder geben gleich hier fast ihr ganzes Geld aus, andere sind etwas sparsamer. Aber jeder kommt mit leuchtenden Augen aus dem Shop, der sicher ein gutes Geschäft mit uns gemacht hat.
Vom Haus der Natur spazieren wir durch die Getreidegasse zur Eisgrotte. Zwei Kugeln köstliches Eis sollen uns für den 3,8 km langen Heimweg entlang der Salzach stärken. Das war eine Fehleinschätzung meinerseits. Unter vielen: „Uffs! Wie lange dauert es noch? Ächz! Wann kommen wir an? …“, landen wir schließlich wieder bei der Jugendherberge.
Nach dem Abendessen teilen wir uns in zwei Gruppen. Die Kleinen machen sich fürs Schlafengehen fertig, während sich die Großen – zu neuen Kräften gekommen - noch einmal aufmachen, um den tollen Spielplatz im an die Jungendherberge angrenzenden Wäldchen zu testen. Um 20:45 Uhr schlafen alle Kinder der 1. und 2. Schulstufe und schon um 22.30 Uhr alle großen. Das ist im Vergleich zu den Projekttagen vom Vorjahr überraschend früh!
Bernhard, Marianne, Helga und ich räumen noch das Chaos in unserem Gang auf, sprechen uns für den nächsten Tag ab und so um 24:00 Uhr sind auch wir im Bett.