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12.06.2016

12. Juni 2016

Projekttage in Salzburg Teil 3


3. Tag

Der dritte Tag beginnt mit bewölktem Wetter. Es hat die Nacht durchgeregnet und für den Nachmittag werden weitere starke Regenfälle und Unwetter erwartet. Für 10:00 Uhr haben wir eine Führung durch Mozarts Geburtshaus gebucht und um 15:00 Uhr eine Rundfahrt auf der Salzach. Danach wollten wir das Schloss Hellbrunn besuchen. Dass die Wasserspiele im Schloss Hellbrunn echten wetterbedingten „Wasserspielen“ zum Opfer fallen würden, ist mir klar. Aber die Schifffahrt, auf die sich alle Kinder schon so gefreut haben, wegen Unwetter ausfallen lassen zu müssen, wäre schon sehr schade! Ich beschließe, eine Umbuchung zu versuchen. Während alle zu Mozarts Geburtshaus marschieren, biege ich schnell zum Büro der Salzachschifffahrt ab.

Alles geschlossen. Doch plötzlich erspähe ich am Hintereingang einen Mann, der gerade dabei ist, in seine wohlverdiente Pause abzumarschieren. Ich erkläre ihm mein Anliegen und er reagiert äußerst nett. Das Büro wird meinetwegen wieder aufgesperrt, der Computer wieder gestartet und dann ist Gott sei Dank auch noch eine Umbuchung für 12:00 Uhr möglich. Denn zu dieser Zeit sind die meisten Touristen offensichtlich beim Mittagessen.

Froh und beschwingt erreiche ich die anderen bei der Kassa in Mozarts Geburtshaus. Auch in diesem Museum merken wir wieder, wie gut es ist, dass wir unsere Schulkinder thematisch auf die Museumsbesuche der Projekttage vorbereitet haben. Sie wissen wirklich viel, sind sehr interessiert, erkennen auch viel wieder und … setzen doch ganz andere Prioritäten als wir Erwachsene. Es ist nicht Mozarts Kindergeige, sein Clavichord, oder ein handgeschriebenes Notenblatt, das die Kinder am meisten beeindruckt. Bei einer Reflexion zurück in der Schule erwähnen einige ehrfürchtig Mozarts Waffeleisen! Auch gut!!

Die Fahrt auf der Salzach ist unser nächster Programmhöhepunkt. Diese 40-minütigen Rundfahrten werden besonders kinderfreundlich gestaltet. Vorne links neben dem Schaltbrett des Kapitäns sind zwei kleine Steuerräder für Kinder angebracht. Mit Kapitänsmützen am Kopf darf jeder, der möchte, eine Zeit lang Kapitän spielen und das Schiff „steuern“. Was für ein verantwortungsvoller Job, der sehr ernst genommen wird und den Kindern großen Spaß macht! Es war die richtige Entscheidung, die Schifffahrt umzubuchen. Als wir das Schiff verlassen, beginnt es zu schütten. Ein echter Salzburger Schnürlregen geht über uns nieder. Die fünf Minuten Fußmarsch von der O-Busstation Herrnau zur Jugendherberge reichen aus, dass alle trotz Regenschutz pitschnass sind. Einige finden es sehr lustig, durch den warmen Sommerregen zu laufen und singen: „I am singing in the rain“. Wir ziehen uns um und gehen Mittagessen.

Das Nachmittagsprogramm fällt im wahrsten Sinn des Wortes ins Wasser, und so verbringen wir die Zeit mit verschiedenen Gesellschaftsspielen und dem Planen einer Party. Denn uns ist zu Ohren gekommen, dass die größeren Schüler und Schülerinnen eine Party planen. Partyziel momentan: Chips essen und Cola trinken– es gibt im Haus einen Getränkeautomaten - und das in einem kleinen Zimmer, womöglich bei einer ohrenbetäubenden Lautstärke – wir kennen unser Schulkinder doch sehr gut. Auch die Kleinen haben davon Wind bekommen und möchten mitmachen, dürfen aber nicht. Schon sind die ersten Streitereien im Gange.

Wir beschließen, uns einzumischen. Es gibt eine allgemeine Partybesprechung, bei der alle dabei sind und einmal Grundsätzliches abgeklärt wird. Wo findet die Party statt, wie schaut es mit dem Programm und der Verpflegung aus? Wir brauchen einen Raum, der groß genug für alle ist und in dem wir laut sein dürfen, ohne andere Gäste zu stören. (Auf unserem Gang wohnt auch noch eine italienische Familie mit zwei kleinen Kindern). Nach Rücksprache mit der Rezeption dürfen wir den Speisesaal als Partyraum umfunktionieren. Das ist schon einmal ein sinnvoller Anfang. Chips, andere Knabbereien und Cola sind schon besorgt. Alle wollen Musik, wir haben aber weder eine Anlage, noch entsprechende CDs mit.

Jedes Zimmer soll sich einen Programmpunkt überlegen. Wir haben uns etwas verschätzt in der diesbezüglichen Selbständigkeit unserer Schulkinder. Das Mädchenzimmer unserer Großen bereitet sich mit einem riesigen Schminkkoffer auf die Party vor. Ein anderes Zimmer will Leuchtstäbe zur Party beisteuern. Sonst passiert nichts. Bernhard, Marianne, Helga und ich überlegen uns mit dem wenigen Material, das wir mitgenommen haben, einige Spiele. Auf einen Partybetrieb sind wir definitiv nicht vorbereitet.

Die Stimmung wird immer aufgeheizter. Am späten Nachmittag hört es endlich auf zu regnen und wir können hinaus. Während ich für ein Kind, das die ansteckende Bindehautentzündung bekommen hat, die seit einigen Tagen in unserer Schule herumgeht, in einer Apotheke Augentropfen besorge, gehen alle anderen bis zum Abendessen an der Salzach spazieren.

Nach dem Abendessen beginnt unsere Party. Wir räumen den Speisesaal komplett leer. Unmengen an Chips, anderen Knabbersachen und Gummitieren in allen Farben und Geschmacksrichtungen türmen sich auf unserem „Buffettisch“, dazu flaschenweise Eistee und andere Softgetränke. Das Cola haben wir erbarmungslos eingezogen. Nach 21:00 Uhr wollen wir das weder unseren doch noch sehr jungen Schulkindern, noch uns antun!

Verschiedene Spiele unter anderem „Blinder Bildhauer“ mit unseren großen Fallschirmen, Bewegungsspiele von Bernhard, und zwei Kartentricks von Richard - einem begleitenden Vater - unterhalten die Kinder ganz gut. Die fehlende Partymusik können wir nicht herbeizaubern. Dann kommt es doch noch zum großen Eklat. Felix will als Höhepunkt der Party seine Leuchtstäbe, die er schon vor Wochen für die Projekttage besorgt hat, verteilen und setzt sich damit in den Vorraum des Speisesaals. Alle kommen zu ihm und dann geht es los. Plötzlich beginnen alle Kinder, rücksichtslos und laut schreiend Felix die Stäbe aus der Hand zu reißen. Manche haben schon drei an sich gerafft, während andere noch gar nichts bekommen haben und von Felix eigentlich nur ein Leuchtstab pro Kind geplant war. Ein richtiger Tumult entsteht. Zu spät bemerken wir im Speisesaal, was für ein kleines Drama sich da vor der Tür abspielt. Während alle Kinder nacheinander aufgekratzt und zufrieden mit mindestens einem Leuchtstab in der Hand in den Speisesaal zurückkehren, sitzt Felix völlig fertig und weinend vor der Tür. Ich gehe zu ihm hinaus und erfahre, was los ist. Jetzt ist spontanes Krisenmanagement angesagt! Ich tröste Felix während ich mir fieberhaft überlege, wie diese Situation noch zu retten ist.

Drei Minuten später, ich habe noch schnell Bernhard in meine Pläne eingeweiht, betreten Felix, der sich wieder ein bisschen beruhigt hat, und ich den Saal. Ich bitte alle Kinder sich am Boden in einen Kreis zu setzen, zur Ruhe zu kommen und alle Bänder in die Mitte des Kreises zu legen. Dann drehen wir das Licht ab. Da es draußen nun schon finster ist, und vom Gang her nur wenig Licht in den großen Raum fällt, sieht man das Leuchten der Leuchtstäbe, die von den Kindern teilweise schon zu Armbändern zusammengesteckt worden sind, sehr gut. Sofort ist eine andere, ruhigere Stimmung da. Ich bitte Felix, nun noch einmal zu wiederholen, was er mir vor der Tür erzählt hat und wie er sich jetzt fühlt. Alle spüren seine Betroffenheit und Kränkung und allen tut plötzlich leid was vorhin passiert ist. Ich frage, Felix, ob es für ihn passt, wenn sich jetzt jeder ein Band nimmt. Felix nickt. Wir machen aus, dass Bernhard herumgeht und die Kinder am Rücken antippt. Wer diese Berührung spürt, darf sich ein Band aussuchen und sich an eine Schlange, die sich hinter Bernhard bildet, anhängen. Mit den Leuchtstäben in der freien Hand werden sanfte wellenförmige Bewegungen ausgeführt. Die leuchtende Kinderschlange sieht sehr schön aus und wird immer länger. Ich begleite alles einige Minuten lang mit Dreiklangszerlegungen auf meiner Gitarre. Es herrscht eine sehr ruhige, wieder friedliche und fast meditative Stimmung. Geschafft, die Situation ist gerettet! Allen geht es wieder besser. Alle haben sich beruhigt und genießen diese schöne gemeinsame Bewegung. Wir sind wieder miteinander unterwegs!

Leise bitte ich Marianne und Helga, eine zweite Schlange nur mit den Kindern der 1. und 2. Schulstufe zu bilden und sie dann zum Schlafen hinaufzubringen. Während ich mich etwas später auch zurückziehe, um Helga und Marianne im zweiten Stock zu helfen, unsere schon sehr müden Kleinen ins Bett zu bringen, spielen die Großen mit Bernhard noch einige ruhige Spiele. Dann wird gemeinsam aufgeräumt und alle gehen schlafen. Bei der täglichen Teambesprechung – diesmal um 23:30 Uhr - beschließen wir, für die nächsten Projekttage gleich eine Abschlussparty inklusive Musik einzuplanen und diese mit den Kindern schon gemeinsam in der Schule vorzubereiten.