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Felix und ich verbringen Ende August vier Tage im Seewinkel im Burgenland. Einerseits um Urlaub zu machen und andererseits um für die nächsten Projekttage zu recherchieren. Am Ende dieses Kurzurlaubs stelle ich erstaunt fest, dass die Projekttage 2016/17 eigentlich schon komplett organisiert sind:
Wir werden auf jeden Fall zwei Tage forschend und beobachtend im Nationalpark Neusiedler See - Seewinkel verbringen. Wir werden Eisenstadt einen Besuch abstatten und dabei unter anderem das Haydn-Wohnhaus besichtigen. Zum besten Eissalon in Eisenstadt haben sich Felix und ich ebenfalls schon durchgekostet. Wenn es das Wetter zulässt, werden wir mit dem Schiff von Illmitz nach Rust fahren, mit einer Pferdekutsche die Gegend erkunden und vielleicht ein Windrad von innen besichtigen können - im Burgenland entsteht gerade der achtgrößte Windpark Europas. Untergebracht werden wir auf Selbstversorgerbasis im „Storchennest“ sein und das Ende April, Anfang Mai. Denn in dieser Zeit kommen die meisten Zugvögel an, deretwegen wir uns ja ins Burgenland aufmachen.
Die letzte Ferienwoche verbringen Bernhard, Marianne und ich damit, für den Schulstart alles vorzubereiten. Am Mittwoch werden wir dabei von zahlreichen Helferinnen und Helfern unterstütz. Danke!!! Und so erstrahlt unsere Schule in neuem staubfreien Glanz. Beim Fußboden-Einlassen – einmal im Jahr soll unser Eichenparkett mit einem Spezialwachs behandelt werden – rebellieren schon bald meine Knie und während ich überlege, wie ich diese Prozedur kniefreundlicher gestalten könnte, fällt mein Blick auf ein Rollbrett, das eines der Helfer-Kinder in der Klasse stehengelassen hat. Das ist es! Sofort setzte ich meine Idee in die Tat um, das heißt, mich mit einem weichen Polster auf das Rollbrett – auch mein Hinterteil hat eine Aversion gegen zu harte Untergründe. Dann flitze ich am Rollbrett sitzend mit Wachssprühflasche und Wischfetzen (= Wischlappen - für meine geschätzten Leserinnen und Leser aus Deutschland) durch die Schule. Es funktioniert ganz prächtig und flott und auch Marianne und Bernhard finden Gefallen an meiner neuen Bodenwischmethode. Gemeinsam schaffen wir es, den ganzen Schulboden auf Hochglanz zu bringen – und wir haben auch viel Spaß dabei!
Unsere Schulstartfest findet wie immer am Sonntag vor Schulbeginn im Festsaal der Bildungswerkstatt Mold statt. Dabei begrüßen wir sehr herzlich unsere vier neuen Schulkinder und deren Familien. Nach einem gemeinsamen Mittagessen geht es auf nach Krug zum nächsten Programmpunkt. Wir spazieren zur Ruine Schauenstein und genießen bei herrlichstem Sommerwetter vom über 30m hohen Bergfried der Burgruine einen überwältigenden Blick ins Kamptal. In Schauenstein trennt sich unsere Gruppe: Die Spaziergänger bleiben mit Marianne noch länger auf der Burg und kehren dann wieder zum Parkplatz zurück. Die Wanderer marschieren mit Felix, Bernhard und mir ins Kamptal hinunter und folgen dem Flusslauf bis nach Steinegg. Das Wetter ist so schön und warm, dass einige von uns an einer besonders romantischen Stelle im Kamp baden gehen. Gegen die Strömung zu schwimmen ist für die Kinder ein tolles Erlebnis. Erfrischt und beschwingt geht es weiter. Mit (Bade-)Pausen sind wir fast viereinhalb Stunden gemeinsam unterwegs. Es war ein herrlicher Ausflug.
Am Montag starten wir gleich mit viereinhalb Stunden Schulbetrieb so richtig los. Es gibt einige Neuerungen in diesem Schuljahr: Jeden Morgen beginnen wir nun mit 25 min Rota-Übungen, an denen von unseren 21 Schulkindern 16 teilnehmen. Schon kurz vor acht Uhr wird in der Klasse alles dafür vorbereitet. Die Kinder räumen auf, schieben die Tische zur Seite und legen ihre Turnmatten auf dem Boden auf. Pünktlich um 08:00 Uhr beginnen wir. Diese Rota-Übungen dienen nicht nur der Tonusregulation und dem Abbau persistierender Reflexe. Sie verbessern u.a. auch die Körperwahrnehmung, die Raum- und Links-Rechts-Orientierung und haben positive Auswirkungen auf Koordination, Feinmotorik und Konzentrationsvermögen der Kinder. Jetzt nach zwei Wochen konsequenter täglicher Rota-Einheiten sind Verbesserungen in den oben erwähnten Bereichen für uns und auch für manchen Eltern zu Hause wirklich schon feststellbar!! Wenn Sie sich für diese einfache, interessante und auch erfolgreiche Methode interessieren, dann lade ich Sie noch einmal sehr herzlich zu unserem ersten Rota-Seminar ein. Da sich bereits 17 Personen angemeldet haben, werde ich am Montag in der Bildungswerkstatt nun endgültig den großen Saal reservieren – wir haben also noch Platz für Sie und Ihre Yoga-/Turnmatte (für die praktischen Übungen). Details finden Sie hier.
Nach der großen Pause findet nun täglich, ebenfalls für 20 min, „Üben und Fördern“ statt. In dieser Zeit arbeitet jedes Kind selbständig mit seinen speziellen Übungsprogrammen, bei denen es sich auskennt und von uns keinerlei Hilfe benötigt. In der ganzen Schule ist es während dieser 20 min mucksmäuschenstill – darauf legen wir großen Wert. Marianne, Bernhard und ich haben während der „Üben und Fördern“- Einheit Zeit, einzelne Kinder besonders zu fördern oder das Erreichen von Lernzielen zu überprüfen (Lesen, Mal-Reihen, Lernwörter, Uhrzeit, …).
Aufgrund unseres Schulstatuts haben Kinder, die die Schule im Dialog besuchen, die Möglichkeit, den Lernstoff der Volksschule in drei bis sechs Jahren zu absolvieren und das ganz unkompliziert und ohne aus dem vertrauten Klassenverband herausgerissen zu werden. Mit Isaak haben wir heuer zum ersten Mal ein Kind, das von der 2. Schulstufe in die 4. wechselt und unsere Schule daher schon nach drei Jahre verlassen wird. Andere Kinder brauchen ein Jahr länger, um den Stoff der Volksschule in ihrem eigenen Tempo und ihren Anlagen entsprechend stressfrei erarbeiten zu können. Das ist auf keinen Fall ein verlorenes Jahr, sondern die Chance, individuell sein Potential entfalten zu können!! Dadurch entwickeln unsere Schulkinder Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten und es entsteht Selbständigkeit und Freude am hoffentlich lebenslangen Lernen, Forschen und die Welt-Entdecken. Und das sollte doch die Hauptaufgabe der Grund-Schule sein. Sie legt die Basis, schafft den Boden, den Grund auf dem alles andere gut wachsen und gedeihen kann, Blüten und Früchte trägt.
Ein mir bekannter junger Mann hat auch ein zusätzliches Schuljahr gebraucht. U.a., weil ihm auch leider nie die Schule geboten werden konnte, die er gebraucht hätte – die Schule im Dialog gab es damals noch nicht. Vorige Woche hat er in Deutschland mit dem 1. Staatsexamen die ersten vier Semester seines Medizinstudiums sehr erfolgreich abgeschlossen und gehört damit zu jenen 40% der Studentinnen und Studenten, die das in Mindestzeit geschafft haben. Herzliche Gratulation! Ein verlorenes Jahr?
A propos Studieren: Ich finde es höchst ärgerlich, wenn Wissenschaftsminister Mitterlehner anlässlich eines Interviews über das leidige Thema der Aufnahmeprüfungen an unseren Universitäten – im konkreten Fall ging es um die Beschränkung der Zahl der Studienplätze für Informatik an der TU Wien– sehr salopp meinte, dass die nicht Aufgenommenen doch einfach nach Graz gehen sollten, denn dort brauche man keine Aufnahmeprüfung. Der oben erwähnte junge Mann hat auch die Aufnahmeprüfung für das Medizinstudium in Wien nicht geschafft (dank des grottenschlechten Physik- und Chemieunterrichts an seiner Schule). Er wollte sich aber nicht, so wie viele andere, an der Universität für Bodenkultur in dem Studium „Lebensmittel- und Biotechnologie“ zwischenparken (wie kommt die BOKU eigentlich dazu?) oder einen einjährigen Vorbereitungskurs für die Medizin-Aufnahmeprüfung besuchen (warum diese kostenlos und für alle nicht gleich ins Studium integrieren?). Er wollte unbedingt sofort Medizin studieren. Er organisierte sich alles selbständig, bestand in Deutschland die dort verlangten Aufnahmeverfahren und landete schließlich an einer der dortigen Universitäten. Gut für ihn – schlecht für das Geldbörsel seiner Eltern, Herr Minister! „Na dann sollen sie doch nach xxx studieren gehen“, bedeutet entweder für Eltern mindestens 500 € im Monat mehr zu verdienen (Miete, …) oder für Studierende nebenbei zu arbeiten und deshalb das eine oder andere Jahr im Studium zu verlieren - oder gar nicht studieren zu können.
Aber nun wieder zurück zur Schule im Dialog. Auch in den Pausen ist schon wieder Neues entstanden. Wir haben von Herrn Strupp einen Wuzler (= Tischfußballtisch) geschenkt bekommen und der ist nun in jeder Pause im Dauereinsatz. Danke!
Andere Kinder haben wieder begonnen, sich im Garten „häuslich“ einzurichten. Außerdem haben sie den Haselnussstrauch im Garten entdeckt. Er trägt reiche Früchte und die wollen geerntet und aufgeklopft werden. Mahlzeit!
Einige Burschen haben beschlossen, unseren bockigen, weil in die Jahren gekommenen Rasenmäher, selbst zu reparieren – wir werden sehen, wie erfolgreich. Der verschmutzte Ölfilter ist schon gewaschen worden.
Was ist sonst noch passiert? Die Kinder meiner Klasse haben sich intensiv mit der Uhr beschäftigt, in Bernhards Klasse standen heimische Baumarten und der phänologische Kalender auf dem Programm. Wir haben Gelerntes wiederholt, Kartoffeln und Kürbisse geerntet, 70 Gläser Brombeer-Apfel-Holler-Marmelade eingekocht, Kräuter für unser Kräutersalz getrocknet und in Mörsern zerrieben, Kohlweißlingsraupen beobachtet, - aus Papiermache Köpfe für unsere Halloween-Skelette geformt, mit der Schreibschrift begonnen, Mal-Reihen gelernt, …
Und wir haben uns mit dem Jahreskreis beschäftigt. Jedes Kind hat nun seinen eigenen selbst gebundenen Schülerkalender, in dem Wichtiges eingetragen und teilweise mit Fotos oder Zeichnungen illustriert wird, um so unser ganzes Schuljahr zu dokumentieren.
Diese ersten zwei Schulwochen waren wirklich sehr schön, intensiv – es wurden schon viel gelernt - und um so vieles weniger anstrengend, als in den vergangenen zwei Jahren. Bernhard und ich kommen wieder zu fast normalen Zeiten nach Hause. Dass Marianne uns nun täglich unterstützt, ist für das Arbeiten auch von großem Vorteil. Jeder hat nun Überblick über alles und ist täglich am Laufenden. Hoffentlich geht das Schuljahr 2016/17 so harmonisch weiter!!
Noch einmal möchte ich auf unser neues Kursprogramm verweisen!