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„Die haben es echt abgelehnt, dass du ein Flüchtlingskind in der Schule aufnimmst und so dem Staat Unmengen an Schulgeld ersparst?“ Das ist der knappe WhatsApp-Kommentar unseres Sohnes Gregor, kurz nachdem er den diesbezüglichen Blogeintrag gelesen hat. Er versteht die Welt nicht mehr. Gregor hat sehr erfolgreich seine ersten zwei Semester Medizinstudium in Rostock hinter sich gebracht und absolviert gerade ein für sein Studium erforderliches zweimonatiges Pflegepraktikum in einem Spital in Valencia – er spricht unter anderem ausgezeichnet Spanisch. In Österreich schaffte er, wie sehr viele andere Jugendliche, die Aufnahmsprüfung fürs Medizinstudium nicht. In Rostock war er aufgrund seines passenden Notendurchschnitts und eines einstündigen Auswahlgespräches mit drei Universitätsprofessoren sehr willkommen. Auf der Universität für Bodenkultur zwischenzulanden - wie es viele andere machen -, um im nächsten Jahr die Prüfung noch einmal zu probieren, wollte Gregor nicht. Deshalb Rostock. In österreichischen Spitälern als Medizinstudent ein Pflegepraktikum zu machen, war auch nicht möglich. Deshalb Valencia. Vielleicht wird er später in Deutschland bleiben, vielleicht auch in Spanien, wer weiß? Dann hat Österreich wieder einen zukünftigen Arzt weniger. Ich verstehe die Welt nicht mehr und sehe meinen Sohn nur mehr dreimal im Jahr.
Das Schuljahr der Schule im Dialog beginnt schon am Sonntag, dem 6. September in der Bildungswerkstatt Mold. Über 80 Personen sind zu unserer Eröffnungsfeier im großen Festsaal versammelt. Nach einem gemeinsamen köstlichen Mittagessen (Herr Heitzenberger ist extra aus seinem Urlaub gekommen, um uns zu bewirten!) gehen wir unsere große Schulspazierrunde. Dadurch haben alle Eltern die Möglichkeit, sowohl einander, als auch unseren Mittagstisch in der Bildungswerkstatt und die nähere Umgebung der Schule kennenzulernen. Nach dem Spaziergang werden der Werkraum, die Gartenhütte, die Schiebetür und die Schreibtische besichtigt. Alle Familien sind von den Neuerungen sehr angetan. Dann räumen die Kinder ihre Schulsachen ein, stecken die Gummistiefel auf die dafür vorgesehenen Halterungen in der Gartenhütte und es geht wieder ab nach Hause.
Die erste Schulwoche ist aufregend und spannend und vergeht wie im Flug. Unser Resümee: Die Aufteilung der Klassen und die Schiebetür waren eine richtige und gute Entscheidung. Die großen Schüler und Schülerinnen sind sehr stolz auf ihre neuen Arbeitsplätze. Jeder wird im Laufe der Woche individuell gestaltet. Schon in dieser ersten Woche ist für uns ein konzentrierteres Arbeiten auf diesen neuen Einzelarbeitsplätzen feststellbar. Alles ist viel geordneter und ruhiger als noch vor einem Jahr.
Für die jüngeren Kinder passt die größere Klasse mit viel Platz zum Bewegen und dem Bällchenbad auch wunderbar und so wird in beiden Räumen schon ernsthaft gearbeitet. Bernhard erntet mit den Großen Gemüse aus dem Garten und befasst sich damit intensiv (Forscheraufträge, mikroskopieren, zeichnen, …). In meiner Klasse geht es unter anderem um Obst und ich nutze dabei die Möglichkeit, unsere neuen Schulkinder und deren Leistungsniveaus besser kennenzulernen. Unsere drei Erstklassler sind ausgesprochen tüchtig. Alle kennen schon die Zahlen von 1 bis 10 und können sie den entsprechenden Mengen zuordnen. Sie lernen die Ziffern 1, 2, und 3 zu schreiben und lesen auch schon die Buchstaben AMLU. Die Kinder der zweiten Klasse beginnen voller Begeisterung mit der Schreibschrift. Jeden Tag verbringen wir wieder eine Stunde im Garten. Dort haben sich neue Teams gebildet und sich neue Bereiche abgesteckt. Wie im Vorjahr bearbeiten die Kinder in der Freiluftwerkstatt Steine, andere beginnen eine Art Unterschlupf zu bauen, spielen fangen, schaukeln, ...
Von Montag bis Donnerstag sind während des ganzen Unterrichts Eltern anwesend. Manchmal bis zu drei Väter!!! Toll, was ihr für eure Kinder macht! Manche Kinder brauchen das einfach noch. Warum? Einem meiner neuen Schulkinder wurde z.B. beim Abschied in der alten Schule von einer Pädagogin erklärt: „So, bei uns wirst du jetzt alle Freunde verlieren und in der neuen Schule keine neuen Freunde finden, denn die kennen sich ja schon alle und sind schon eine eingeschworene Gruppe!“ Die Familie des Kindes und ich verstehen die Welt nicht mehr! Nach dieser Äußerung fürchtete sich das Kind die ganzen Sommerferien vor dem bevorstehenden Schulwechsel. Am Freitag darf der Papa dann zu Hause bleiben. Die Angst ist verflogen, Vertrauen wieder aufgebaut und neue Freunde sind gefunden. Gott sei Dank sind Kinder anders als so manche Erwachsene!
In dieser ersten Schulwoche sind Bernhard und ich bis zu zwölf Stunden in der Schule, um alles bestmöglich zu organisieren und vieles zu besprechen. Seit heute ist Land in Sicht. In der nächsten Woche wird sich unsere Anwesenheit in der Schule schon auf ein normaleres Maß reduzieren. Insgesamt ist der diesjährige Schulstart für mich aber doch spürbar weniger anstrengend als im Vorjahr. Ich bin froh, dass ich so ein tolles und engagiertes und mittlerweile auch sehr eingespieltesTeam habe, dass unsere Schule so schön ist und wir diese 23 Kinder unterrichten dürfen!