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31.01.2021

31.1.2021


Dreieinhalb Wochen mit Variante 3 (siehe letzter Blogeintrag) liegen hinter mir. Folgende Lösung in Bezug auf den Umgang mit der Corona-Pandemie hat sich bei uns an der Schule im Dialog entwickelt. Parallel zu den Kindern, die in der Schule in Notbetreuung anwesend sind, unterrichte ich mit Hilfe von zwei Laptops und einer kleinen, sehr flexibel einsetzbaren Kamera die Kinder, die zu Hause lernen und arbeiten. Dieses System funktioniert wirklich ausgezeichnet und ich werde bei dieser Art von Unterricht/Betreuung auch immer besser organisiert. Alle sind zufrieden, ein guter Kompromiss, der für alle passt, ist gefunden! Wir können unseren Schulkindern im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten, die uns als Statut-Schule zur Verfügung stehen, einen halbwegs normalen Schulalltag bieten.

Endlich sind auch die Antigen-Selbsttests vom Bildungsministerium und die Tests, die ich um wirklich teures Geld privat für die Schule gekauft habe, bei uns angekommen. Nach den Semesterferien werden wir alle Kinder, die in die Schule/den Notbetrieb kommen, sogar zweimal in der Woche testen können. Einmal am Montag und einmal am Donnerstag.

Noch ein paar Gedanken zu Schule und Corona:

Kinder und Jugendliche haben selten eine Lobby. Zur Gruppe der durch das Virus stark gefährdeten Menschen gehört seit einigen Wochen meiner Meinung nach nicht mehr nur die Gruppe der älteren Menschen. Welche Auswirkungen die durch das Coronavirus veränderten Lebensumstände derzeit auf unsere Kinder und Jugendlichen haben, ist überhaupt noch nicht abschätzbar. Die Folgen für die ältere Bevölkerung erleben wir leider tagtäglich, sehr zeitnah, in Form von sehr schweren Krankheitsverläufen, mit möglichen Spätfolgen, oder in Form von Todesfällen von an Corona erkrankten Menschen, die trotz ihres hohen Alters vielleicht noch einige schöne und lebenswerte Jahre im Kreis ihrer Familie oder Freunde vor sich gehabt hätten – jedes Einzelschicksal gibt Grund zur Trauer, Betroffenheit und besonderer Sorge und Vorsichtsmaßnahmen.

Die Coronafolgen für Kinder und Jugendliche entwickeln sich langsam und schleichend und wirken daher auf den ersten, oberflächlichen Blick nicht so dramatisch, nehmen in jüngster Zeit jedoch stark an Fahrt auf.

Medien berichten über Kinderpsychiatrie-Stationen, die derzeit einen so enormen Ansturm erleben, dass dort bereits Triagen vorgenommen werden müssen. Schwer depressive oder sogar selbstmordgefährdete Kinder und Jugendliche einer Klientel, die bis jetzt noch nie die Hilfe von kinderpsychiatrischen Einrichtungen in Anspruch genommen hat, können nicht mehr adäquat versorgt werden. Schilderungen von Psychotherapeutinnen, die mir erzählen, dass täglich bis zu drei neue Familien anrufen, die für ihre Kinder dringendst einen Therapieplatz benötigen und die, in Ermangelung an Therapeutinnen oder Therapeuten, verzweifelt vor monatelangen Wartelisten stehen – all diese katastrophalen Umstände haben mich in meinem Tun an der Schule sehr bestärkt.

 
-Notbetrieb kann auch in Anspruch genommen werden, wenn es Kinder zu Hause im Homeschooling vor dem Computer einfach nicht mehr aushalten.
 
-Notbetrieb kann auch in Anspruch genommen werden, wenn einem die Freunde und das gewohnte schulische Umfeld so sehr fehlen, dass man es nicht mehr aushält.
 
-Notbetrieb kann auch in Anspruch genommen werden, wenn die Eltern abwägen und entscheiden, dass ein Schulbesuch für eine gesunde psychische Entwicklung ihres Kindes not-wendig ist.
 

Auch nach den Semesterferien wird bei uns weiter Variante 3 umgesetzt werden: Unterricht/Notbetrieb an der Schule und parallel dazu Homeschooling. Ab der 4. Schulstufe haben die Kinder die Möglichkeit im Rahmen des Homeschoolings via digitaler Medien aktiv am Unterrichtsgeschehen teilzunehmen. Sie sind in Echtzeit mit dabei und mit mir und ihren Klassenkolleginnen und Klassenkollegen in Kontakt.

Im Präsenzunterricht werden selbstverständlich wie auch bisher Corona-Hygienemaßnahmen (zweimal pro Woche Selbsttests, Händewaschen, Lüften, Vermeidung der Vermischung von Gruppen, …) umgesetzt.

Ich hoffe natürlich sehr, dass wir in unserer Schule keine Coronainfektionen erleben werden. Gefeit davor ist jedoch niemand. Und wenn in ganz Österreich die Infektionszahlen wieder außer Kontrolle geraten, wird es auch bei uns wieder eine Neubewertung der Situation geben.

Ich bin zutiefst überzeugt davon, dass in dieser für alle mittlerweile sehr belastenden und anstrengenden Zeit, jeder in der Schule verbrachte Tag unseren Schulkindern Sicherheit und Halt gibt und zum Erhalt ihrer psychischen und emotionalen Gesundheit beiträgt!

Ich möchte diesen Blogeintrag mit einem positiven Bericht beschließen. Die durch die Coronapandemie entstandene Idee der abendlichen Adventlesungen hat am Freitag in einer ausgesprochen netten Adaption eine Fortsetzung gefunden:

Die Kinder der 2. Schulstufe haben in der vergangenen Woche ihre erste Bildergeschichte geschrieben. Es entstehen sowohl inhaltlich als auch sprachlich wirklich ganz tolle Aufsätze, der längste ist sogar 116 Wörter. (Alle, die vom Fach sind, wissen, dass das für einen ersten Aufsatz wirklich viel ist.) Für Marianne und mich ist es schön zu beobachten, wie bei allen Kindern echte Freude am Schreiben entsteht. Nachdem ich die Aufsätze korrigiert habe und von den Leistungen der Kinder sehr beeindruckt bin, schlage ich ihnen vor, dass sie am Freitag bei einem abendlichen Zoom-Meeting ihre Geschichten allen interessierten SiD-Familien vorlesen könnten. Sofort sind alle einverstanden und auch die Kinder der 3. bis 5. Schulstufe wollen mitmachen. Sie haben eine Fortsetzungsgeschichte als Fantasieaufsatz geschrieben.

Am Freitagabend trägt dann ein Kind nach dem anderen seine Geschichte vor. Manche mit leuchtenden Augen und vor Aufregung glühenden Backen, einige mit schon sehr ausdrucksstarker, fester Stimme, andere überwinden sich und lesen das erste Mal vor einem so großen Publikum. - Viel Applaus gibt es für alle.

Nicht nur an den zufriedenen Gesichtern der Kinder, sondern auch an den manchmal fast gerührten Blicken der Eltern erkenne ich, wie gut, wertvoll und wichtig solche von Anerkennung und gegenseitiger Wertschätzung getragenen Momente für alle sind.

Bis bald!