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23.03.2014

23. März 2014


Ich bin erschöpft und ausgelaugt. Ich habe gewusst, dass diese Phase kommen wird - jetzt ist sie da. Die bevorstehende Bauverhandlung hat mich so aufgeregt, dass ich wieder eine Nacht kaum geschlafen habe. Wird alles gutgehen und bewilligt, oder gibt es Verzögerungen. Außerdem bereiten mir die Finanzen weiterhin Sorgen. Wird sich alles ausgehen? Welche unvorhergesehenen Kosten stehen uns noch in Haus? Wir haben unseren Kredit um 30 000 € erweitert, aber mehr ist für uns nicht mehr zu finanzieren.

Welche neuen Vorschriften, die eine Neugründung einer Privatschule fast unmöglich machen, wird es noch geben? Manchmal denke ich beim Einschlafen, ob ich das Ganze nicht doch hätte lassen sollen.

Doch dann liegt die Bauverhandlung hinter uns und unser gesamter Um- und Anbau ist jetzt auch behördlich abgesegnet – Gott sei Dank. Beim gemeinsamen Arbeiten auf der Baustelle, bei dem auch zwei Mütter meiner zukünftigen Schüler mit ihren Kinder mithelfen, fragt mich David voller Begeisterung, wo wir denn das Bällchenbad aufstellen werden und ich merke, wie sehr sich alle schon auf die neue Schule freuen.

Außerdem geht auf der Baustelle wirklich viel weiter. Bis zum Wochenende werden im Innenbereich alle Verputzarbeiten erledigt. Die Stiegen im Eingangsbereich werden betoniert, der gesamte Boden wird mit Teerpappe geflämmt, alle Heizungs-, Wasser-, Elektro- und Netzwerkleitungen werden verlegt und auch der Heizraum ist fast fertig. Es fehlt nur noch der Pelletslagerraum über dem Heizraum. Es kommen verschiedene Firmen, um Kostenvoranschläge für den Fußbodenbelag und die Malerarbeiten zu machen. Ich bin ganz fasziniert von einer neuen Farbe. Durch das Beimengen von kleinen Eisenspänen kann eine mit dieser Farbe gestrichene Wand wie eine Magnettafel verwendet werden. Wirklich toll und eigentlich eine sehr einfache („talentierte“) Idee.

Apropos - am Mittwoch besuche ich in Langau einen Vortrag von Univ. Prof. Markus Hengstschläger mit dem Titel „Talente -Wege aus der Durchschnittsfalle“. Sein Buch „Die Durchschnittsfalle“ habe ich vor ca. einem Jahr mit großem Interesse gelesen. Prof. Hengstschläger führt auch bei diesem Vortrag den Zuhörern vor Augen, wie bedenklich unser Umgang mit Fähigkeiten, Talenten und Schwächen unserer Kinder und Jugendlichen ist. Es wird seitens der Schule und des Elternhauses viel zu oft nur auf Schwächen und Defizite der Kinder reagiert. Anstatt Talente zu fördern und Kindern Raum und Zeit zu geben ihre besonderen Fähigkeiten zu entwickeln und zu schulen, konzentriert man sich in erster Linie auf ihre Schwächen und vermeintlichen Defizite. Viel zu viel Zeit wird damit verbracht, Kinder dort, wo sie nicht gut sind, so lange zu fördern und üben zu lassen, bis sie statt unterdurchschnittliche durchschnittliche Leistungen erbringen können. Während dieser Zeit verkümmern allerdings ihre besonderen Talente. Es bleibt auch hier nur mehr Durchschnitt. Ein hervorragender Mathematiker mit miserabler Rechtschreibung wird so zu einem durchschnittlichen Mathematiker mit durchschnittlicher Rechtschreibung. Eine ungeheure Verschwendung an Talenten findet statt. Wir wissen allerdings heute gar nicht, welche Talente und Fähigkeiten unsere Gesellschaft wirklich brauchen wird, um die Fragen der Zukunft beantworten zu können.

Individuelle Förderung von Kindern ist also auch aus Sicht eines Genetikers wichtig.

Noch ein Gedanke gefällt mir sehr: Bei einer größt möglichen Vielfalt gibt es niemanden mehr, der anders ist. "Wenn alle verschieden sind, fällt keiner mehr auf." - Wird keiner mehr ausgegrenzt. Das wird auch ein wichtiger Grundsatz in meiner Schule werden. Acht meiner zukünftigen Schulkinder kenne ich schon persönlich und ich kann jetzt schon guten Gewissens sagen, dass meine Klasse sicher die vielfältigste im ganzen Schulbezirk sein wird!