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Am Mittwoch findet der 2. Elternabend dieses Schuljahres statt. Ich verabschiede mich am Abend von Felix mit den Worten: „Eigentlich sind die Elternabende für mich schon fast Routine“,… und lasse alle meine Unterlagen einschließlich Tagesordnung und diverser Listen auf unserer Schuhkommode liegen. Das ist mir noch nie passiert! Nur weil ich am Vormittag mit Bernhard noch einmal die Tagesordnungspunkte besprochen habe und ihm zu diesem Zweck einen Ausdruck in die Schule mitgebracht habe, stehe ich nicht ganz konzeptlos da. An die 17 Punkte unserer Tagesordnung hätte ich mich ohne diesen Ausdruck nie lückenlos erinnern können.
Auch heuer beginnen wir den zweiten Elternabend mit einer Feedbackrunde. Mir ist es wichtig zu erfahren, ob sich unsere Wahrnehmungen vom Schulalltag mit denen der Kinder und deren Eltern decken. Nach fast fünf Wochen Schulbetrieb haben alle – vor allem auch unsere acht neuen Schülerinnen und Schüler - schon einen gewissen Eindruck bekommen und wissen, wie alles läuft. Das Echo ist wie im letzten Jahr nur positiv. Das freut uns wieder einmal sehr!
Beim Schreiben der Tagesordnung bin ich selbst erstaunt, wie viel wir in diesen ersten Schulwochen schon wieder gemeinsam erlebt haben und womit wir uns besonders beschäftigt haben:
- | Slow Food-Lebensmittelinitiative |
- | erster Filmdreh mit Yvonne |
- | mit 23 Kindern!!! Marmelade eingekocht |
- | drei Theateraufführungen von Szene Bunte Wähne besucht |
- | unsere Werkstatt in Betrieb genommen |
- | bei Familie Pichler 50 l Apfelsaft gepresst |
- | im Garten gearbeitet |
- | sehr stimmungsvoll Erntedank gefeiert |
- | uns mit Getreide, Obst und Gemüse beschäftigt |
- | Portraits zeichnen gelernt (die Bilder hat der neunjährige!! Julian gezeichnet) |
- | einen Familienausflug gemacht |
- | ein sehr umfangreiches Geldprojekt begonnen |
- | unser Sport- und Gesundheitsprogramm begonnen |
Schon zu Schulbeginn haben wir mit den Eltern dieses neue Projekt besprochen und sie gebeten, den Kindern am Ende jedes Monats kleinere Cent-Beträge, die sie entbehren können, in die Schule mitzugeben. Dort werden die Münzen in einem großen Glas gesammelt. (Diese Geldspenden sind keine Verpflichtung, man kann mitmachen, muss aber nicht!!) Ende September gibt es in der Schule einen Zähltag. Zuerst sehen wir uns gemeinsam unseren „Münzberg“ an. Jedes Kind schätzt, wie viel die Geldstücke insgesamt wiegen und wie viel € es sein könnten. Dann werden die Münzen abgewogen und auf sieben gleich schwere Haufen aufgeteilt. Die Kinder, die gerade das schriftliche Dividieren gelernt haben, können nun diese Fertigkeit sinnvoll anwenden. Außerdem werden die Gewichtsmaße wiederholt. Beim Abwiegen des Geldes arbeiten die Kinder sowohl mit einer digitalen Küchenwaage, als auch mit einer tollen Balkenwaage (Danke an Robert Nissel!!). Danach beginnt in sieben Gruppen der eigentliche Zählvorgang. Mehrere Tausend Münzen werden sortiert, zu Zehnerstapeln zusammengefasst und so gezählt. Leistungsdifferenzierung ist dabei wunderbar möglich. Die 1. Schulstufe sortiert und zählt auch schon mit, nämlich 1c-Münzen. Zählen in 10er-, 20er-, und 50er-Schritten – jeder arbeitet nach seinem Können. Dann werden alle Gruppenergebnisse von den Großen schriftlich addiert und wir erhalten das erstaunliche Gesamtergebnis von 130,25€.
Einen Tag später gehen wir mit allen Schulkindern nach unserem Theaterbesuch (Szene Bunte Wähne) in Horn zur Volksbank und lassen unser Zählergebnis von der Zählmaschine nachkontrollieren. Unsere über 8 kg Münzen wechseln wir in nicht einmal 12 g Papiergeld und Münzen. Die Kinder haben toll gezählt: Die Differenz beträgt nur 85c!
Was passiert mit dem Geld? In zwei Wochen werden Bernhard und ich mit den Schülern und Schülerinnen der 4. und 5. Schulstufe in Horn drei verschiedene Bankinstitute besuchen. Die Kinder werden sich über die verschiedenen Jugendkontoangebote informieren und dann gemeinsam beschließen, wo David ein Jugendkonto eröffnen wird. Auf dieses Konto werden die 130,25€ eingezahlt. Es ist das Geld der Kinder, über das sie dann auch gemeinsam verfügen können. Von „wir gehen gemeinsam zum Bucher“ (Kaffeehaus in Horn) bis zu „wir kaufen Bücher“ sind schon einige Vorschläge gekommen. Wenn es so weit ist, wird es zu den verschiedenen Vorschläge eine demokratische Abstimmung geben.
Die Kinder werden außerdem lernen, ein Kassabuch zu führen und Kontoauszüge zu lesen. Es wird einen Kassier geben. Ab und zu werden wir auch einige unserer größeren Schüler alleine mit kleineren Beträgen in das einzige Geschäft in Mold schicken, damit sie sich etwas eigenverantwortlich kaufen können. Das ist gerade für Kinder mit einer Rechenschwäche, die sich dadurch auch im Umgang mit Geld sehr schwer tun, eine große, aber hoffentlich sehr motivierende Herausforderung.
Felix ist gerade dabei, für mich wieder neue Karteikärtchen mit Selbstkontrolle zum Thema Geld zu programmieren. Damit können die Kinder mit Geld rechnen üben. (Diese Materialien werden in den nächsten Tagen online gestellt.)
Leons Vater arbeitet für die Nationalbank. Wir planen eine Exkursion, um dort die Geldausstellung vielleicht sogar mit einer Privatführung besuchen zu können.
Als Abschluss unseres Geldprojekts werden die Kinder ihre dabei erworbenen Fähigkeiten beim Verkaufen auf unserem Adventmarkt, am 11. Dezember, anwenden können. Zum ersten mal wird es den „Molder Advent“ der Schule im Dialog geben. Merken Sie sich diesen Termin schon jetzt vor, es wird ganz sicher eine ganz besonders nette Veranstaltung!!! Nähere Infos dazu erscheinen zeitgerecht.
Lernen fürs Leben bedeutet auch mit Geld umgehen zu können, Einkäufe zu planen, wissen, wie viel man sich leisten kann, Wechselgeld zu geben oder nachzukontrollieren, Angebote zu vergleichen, mit einem Konto umzugehen, …
Apropos Geld: Die Katholische Kirche wird unseren katholische Religionsunterricht nicht finanzieren. Monsignore Schrittwieser vom Schulamt der Diözese St. Pölten hat mir dies schon vor zwei Wochen mitgeteilt. Es gäbe zwar einen Präzedenzfall in der Diözese Gurk, dort werde der Religionsunterricht einer Privatschule in freier Trägerschaft von der Kirche bezahlt. Dies sei sogar ein Vorzeigeprojekt. Aber in der Diözese St. Pölten wolle und könne man sich dies nicht leisten, denn da kämen ja dann alle Schulen wie meine daher. Das bezweifle ich stark, anders möchte ich diese Entscheidung nicht kommentieren.
Mitte der Woche erfahre ich von Bernhard, dass Mag. Birgit Schiller, die Pastorin von Horn, uns auch in diesem Schuljahr unterstützen wird und mit Bernhard wieder ökumenische Religionsstunden vorbereiten wird - und das sicher wieder in hervorragender Qualität und kostenlos. Danke und vergelt(d)s Gott!!!
Mein besonderer Dank gilt auch noch Familie Pichler aus Mold. Sie laden uns zum Apfelsaftpressen ein. Bei strahlendem Sonnenschein dürfen die Kinder in zwei Gruppen insgesamt 50 Liter Apfelsaft selbst pressen. Zuerst werden die Äpfel gewaschen, dann gehäckselt und schließlich gepresst. Allen hat dieser Nachmittagsunterricht gefallen, niemand ist von einer Wespe gestochen worden und keiner hat trotz des maßlosen Apfelsaftkonsums Bauchweh bekommen. Wir bedanken uns bei Herrn und Frau Pichler für diesen besonders netten Nachmittag!
P.S: Übrigens: Felix hat soeben eine ganz einfache Möglichkeit programmiert, mit der Sie durch Anklicken eines Links (hier) eine E-Mail-Unterstützungserklärung für Schulen in freier Trägerschaft verschicken können. (Siehe Blogeintrag vom 2.10.2015).