Auch in meinen Klassen gab und gibt es Kinder, die scheinbar ganz mühelos und fast von selbst, ohne besondere Anstrengungen und Hilfen das Lesen bzw. Rechtschreiben erlernten. Solche SchülerInnen werden fast mit jeder Art von Deutschunterricht zurechtkommen (schlimmstenfalls gelangweilt und lustlos) und dabei gute Ergebnisse erzielen.
Die Kinder, denen das nicht so einfach gelingt und die eventuell eine geringe oder ausgeprägte Lese- und Rechtschreibschwäche haben, sind in ihren Leistungen viel stärker von der Qualität des Deutschunterrichts abhängig.
Wenn man sich heutzutage im Bekanntenkreis umhört, gewinnt man den Eindruck, dass fast jedes zweite Kind ein Legastheniker ist oder an ADHS leidet. Es werden verschiedenste Experten zu Rate gezogen und Therapien in Anspruch genommen. Es gibt sie natürlich auch wirklich, die legasthenen Kinder (ich selbst hatte einige Zeit in Wien eine TLS-Praxis). Aber es sind meiner Erfahrung nach bei weitem weniger als vermutet und diagnostiziert werden. Und auch diese Kinder können durch einen guten, leistungsdifferenzierten Lese- und Rechtschreibunterricht eine erstaunliche Lese- und Rechtschreibsicherheit erlangen.
Ganz selten wird bei betroffenen Kindern jedoch nachgefragt, was und wie im Deutschunterricht unterrichtet bzw. gelernt wird. Die Ursachen für eine Lese-Rechtschreibschwäche werden fast immer nur beim Kind gesucht.
Es sind aber regelmäßig die gleichen Unterrichtsfehler im Lese- und Rechtschreibunterricht, unter denen Kinder und oft auch deren gesamten Familien leiden und die aus normal begabten Kindern plötzlich Legastheniker machen. Einige besonders gravierende Beispiele möchte ich im Folgenden anführen: